Neue KI-Grundlagenmodelle für die Wissenschaft

18. April 2024

Das Forschungszentrum Jülich will gemeinsam mit Partnereinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft eine neue Generation von KI-Grundlagenmodellen für die Wissenschaft erschaffen. Die Vorhaben leisten Pionierarbeit bei der Entwicklung sogenannter Foundation Models, um die Anwendung von KI in der Wissenschaft auf eine neue Ebene zu heben. Die Arbeiten sind Teil der neu ins Leben gerufenen Helmholtz Foundation Model Initiative (HFMI), die mit insgesamt rund 23 Millionen Euro durch die Helmholtz-Gemeinschaft gefördert wird.

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Zwei der insgesamt vier Pilotprojekte werden vom Forschungszentrum Jülich koordiniert. Die Forschenden haben es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, ein erstes KI-Grundlagenmodell für die Klimaforschung zu entwickeln, das die Basis für eines der präzisesten Klima- und Wettermodelle der Welt bilden soll. Der Einsatz von KI soll außerdem helfen, die ungeheure Fülle an neuen Daten und Erkenntnisse in der Materialforschung zusammenzuführen und so die Umsetzung innovativer Solarzell-Konzepte beschleunigen. In einem weiteren Pilotprojekt mit Jülicher Beteiligung wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe eines neuen KI-Grundlagenmodells das Verständnis des globalen Kohlenstoffkreislaufs verbessern.

Grundlagenmodelle sind KI-Anwendungen, die auf der Grundlage einer sehr breiten Wissensbasis in der Lage sind, eine Reihe von komplexen Problemen zu lösen. Auch der bekannte Chatbot ChatGPT von OpenAI basiert auf einem solchen Modell. Die sogenannten Foundation Models sind deutlich leistungsstärker und flexibler als herkömmliche KI-Modelle und eignen sich auch für die Wissenschaft. Durch gezieltes Training mit umfangreichen Datenmengen und die Nutzung von generativer KI sind sie in der Lage, komplexe Zusammenhänge auf der Grundlage erlernter Muster zu verstehen, neue Zusammenhänge zu generieren sowie Prognosen zu erstellen.

HClimRep: Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ozean und Meereis in einem neuartigen Klimamodell erfassen

Was wäre, wenn wir Vorhersagen über das zukünftige Klima noch genauer und viel schneller und effizienter treffen könnten? Könnten wir die Ursachen des Klimawandels dadurch besser bekämpfen und seine Folgen abmildern? Könnten wir die Auswirkungen der Erderwärmung dadurch für alle eindrücklich sichtbar machen? Das Projekt HClimRep hat sich zum Ziel gesetzt, genau solche Fragen zu beantworten. Mit dem Bau eines der ersten KI-Foundation Models für die Klimaforschung, das Daten aus der Atmosphäre, dem Ozean und dem Meereis miteinander kombiniert, entwickeln Forschende eines der präzisesten Wetter- und Klimamodelle der Welt. Dieses Deep-Learning-Modell mit mehreren Milliarden von Parametern wird dank umfangreichen Trainings auf Europas erstem Exascale-Computer in der Lage sein, komplexe „Was-wäre-wenn“-Experimente sowie andere Modellierungsaufgaben des Ozeans und der Atmosphäre durchzuführen.

Beteiligte Helmholtz-Zentren: Forschungszentrum Jülich (Koordinator), Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Karlsruher Institut für Technologie und Helmholtz-Zentrum Hereon

Ansprechpartner

Prof. Dr. Martin Schultz

Head of research group Earth System Data Exploration and co-lead of division Large Scale Data Science, University professor in Computational Earth System Science at the University of Cologne.

  • Institute for Advanced Simulation (IAS)
  • Jülich Supercomputing Centre (JSC)
Gebäude 14.14 /
Raum 4010
+49 2461/61-96870
E-Mail

SOL-AI: Entwicklung und Optimierung von Photovoltaikmaterialien

Photovoltaik ist eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Für den notwendigen Zuwachs der weltweiten Nutzung von kostengünstigem Sonnenstrom müssen innovative Solarzellkonzepte schneller umgesetzt werden. Die Aktivitäten in Forschung und Entwicklung hierzu nehmen rasant zu und führen zu einer Fülle an wissenschaftlichen Publikationen. Doch durch die schiere Menge an Daten kommt es zu Grenzen bei der Umsetzung der neuesten Erkenntnisse. Mit SOL-AI wird ein Foundation Model geschaffen, das die Materialinformatik auf diesem Gebiet grundlegend reformieren soll. Es ist in der Lage, die Vielfalt der experimentellen Daten und Ergebnisse im Bereich der Forschung zu Photovoltaikmaterialien zusammenzuführen, um Innovationen in verschiedenen Bereichen voranzutreiben: angefangen bei der beschleunigten Bauteilentwicklung und -optimierung bis hin zur Entdeckung neuer Solarmaterialien. SOL-AI soll Lösungsansätze entwickeln, die praktische Relevanz für Forschung und Industrie besitzen werden.

Beteiligte Helmholtz-Zentren: Forschungszentrum Jülich (Koordinator), Karlsruher Institut für Technologie, Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie und Helmholtz-Zentrum Hereon

Ansprechpartner

Prof. Dr. Stefan Sandfeld

Director of the Institute for Advanced Simulation Materials Data Science and Informatics (IAS-9)

  • Institute for Advanced Simulation (IAS)
  • Materials Data Science and Informatics (IAS-9)
Gebäude TZA-Aachen /
Raum D1.15
+49 241/927803-11
E-Mail

3D-ABC: Berechnung und Visualisierung des globalen Kohlenstoffbudgets von Vegetation und Böden

Um die Folgen des weltweiten Klimawandels einzudämmen, benötigen wir fundiertes Wissen über das globale Kohlenstoffbudget, das sich aus CO2-Quellen und CO2-Speichern, wie Mooren, Wäldern oder Permafrostböden, zusammensetzt. Bislang konnten Forschende schwer beziffern, wie Veränderungen von Landflächen, Vegetationen oder Böden den Kohlenstoffkreislauf beeinflussen, da die Daten zu heterogen und verstreut waren. Das Foundation Model 3D-ABC wird Daten unterschiedlichster Quellen, wie z.B. von Satelliten, Drohnen oder lokalen CO2-Auffangstationen, zusammenbringen und modellieren. Auf diese Weise können Schlüsselparameter des globalen Kohlenstoffkreislaufs der Vegetation und der Böden mit hoher räumlicher Auflösung erfasst, quantifiziert und charakterisiert werden.

Beteiligte Helmholtz-Zentren: Alfred-Wegener-Institut (Koordinator), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Forschungszentrum Jülich, Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum, Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Synergy Unit: Foundation Models entwickeln, bereitstellen und vernetzen

Während sich die einzelnen Projekte auf ihre jeweils spezifischen Problemstellungen konzentrieren, fokussiert sich eine Synergy Unit auf übergeordnete Fragestellungen, die für alle teilnehmenden Projekte von Relevanz sind. Beispielsweise beschäftigt sie sich mit Fragen, die die Skalierbarkeit der Modelle oder das Training mit den Datensätzen betreffen. Dabei geht es jedoch nicht einfach nur um den Austausch von Lösungsansätzen, sondern ganz zentral um die Frage, wie die Forschung zu Foundation Models über Disziplingrenzen hinweg möglichst schnell vorangetrieben werden kann. Somit sichert die Synergy Unit eine langfristige Wirkung der Helmholtz Foundation Model Initiative zum Wohle der Allgemeinheit.

Beteiligte Forschungszentren: Deutsches Krebsforschungszentrum, Helmholtz Munich, Forschungszentrum Jülich und Max Delbrück Center

Helmholtz Foundation Model Initiative (HFMI)

Ziel der auf drei Jahre angelegten Helmholtz Foundation Model Initiative (HFMI) ist es, voll funktionsfähige Modelle zu entwickeln. Dafür wurden vier Pilotprojekte ausgewählt, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zwölf Helmholtz-Zentren arbeiten. Über einen Zeitraum von drei Jahren erhalten die Projekte eine Förderung in Höhe von 11 Millionen Euro. Weitere 12 Millionen werden in den Ausbau von nötiger Infrastruktur investiert. Eine Synergy Unit forscht zudem an disziplinübergreifenden Fragestellungen, fördert den Wissensaustausch zwischen den einzelnen Projekten und übernimmt übergreifende Aktivitäten. Die geförderten Projekte sollen nicht nur einen klaren Mehrwert für die Wissenschaft bieten, sondern die finalen Ergebnisse auch als Open Source der Gesellschaft zur Verfügung stellen – vom Code über die Trainingsdaten bis hin zu den trainierten Modellen.

Medienkontakt

Tobias Schlößer

Pressereferent

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    Letzte Änderung: 22.04.2024