Dr. Dmytro Inosov ausgezeichnet für zukunftsweisende Forschung mit Neutronen

25. September 2012

Dr. Dmytro Inosov vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung Stuttgart ist der diesjährige Preisträger des 'Wolfram-Prandl-Preises' für Nachwuchswissenschaftler, der vom Komitee Forschung mit Neutronen (KFN) vergeben wird. Die Verleihung des mit 2500 Euro dotierten Preises fand heute auf der Deutschen Neutronenstreutagung in Bonn statt, auf der sich vom 24. bis 26. September rund 170 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland über aktuelle Forschungsergebnisse austauschen.  Ausrichter der Veranstaltung sind das Jülich Centre for Neutron Science und das KFN. Herr Inosov wird ausgezeichnet für seine Erkenntnisse zu den magnetischen Eigenschaften von Eisenpniktiden und anderen Supraleitern.

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Von links: Prof. Dr. Tobias Unruh, Vorsitzender Komitee Forschung mit Neutronen (KfN), Preisträger Dr. Dmytro Inosov vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung (MPIF) Stuttgart, Dr. Karin Griewatsch, KfN, Prof. Dr. Bernhard Keimer, Abteilungsleiter am MPIF
Forschungszentrum Jülich

Supraleiter sind Materialien, die beim Unterschreiten einer Sprungtemperatur spontan ihren elektrischen Widerstand verlieren. In herkömmlichen Supraleitern ist diese Temperatur jedoch nur knapp oberhalb des absoluten Nullpunkts. Zwar werden Supraleiter bereits jetzt für viele technische Anwendungen in den Bereichen Energietransport und –umwandlung, Energiespeicherung, Elektronik, Transport, Medizin und Teilchenforschung eingesetzt, doch müssen sie dazu unter großem Aufwand stark abgekühlt werden. Die Entdeckung einer ungewöhnlich hohen Sprungtemperatur in den Eisenpniktiden im Jahr 2008 hat weltweit starkes Interesse hervorgerufen, weil der Aufwand für deren Kühlung erheblich geringer ist.

Während für herkömmliche Supraleiter allerdings bereits eine schlüssige Theorie vorliegt, die auf Schwingungen des Kristallgitters beruht, ist der physikalische Mechanismus der Supraleitung in den Eisenpniktiden noch immer ungeklärt. Der Preisträger konnte oberhalb der Sprungtemperatur dieser Materialien ungewöhnliche magnetische Anregungen nachweisen, die sich im supraleitenden Zustand stark verändern und eine sogenannte "Resonanzmode" ausbilden. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Hochtemperatur-Supraleitung in den Eisenpniktiden, anders als in herkömmlichen Supraleitern, auf magnetischen Anregungen beruht, und liefern somit eine wichtige Richtschnur für weiterführende theoretische und experimentelle Arbeiten.

Der „Wolfram-Prandl-Preis“ wird seit zehn Jahren an junge Wissenschaftler vergeben, die herausragenden Leistungen mit Neutronen vollbracht haben. Aus den bisherigen Preisverleihungen wird deutlich, wie wichtig die Neutronenforschung für das Verständnis von magnetischen Eigenschaften von Materie ist. Darüber hinaus sind sowohl grundlegende Arbeiten zur Struktur und Dynamik von Materie als auch praktische Anwendungen z.B. unter Verwendung der Kontrastvariationsmethode mit Neutronen ausgezeichnet worden.

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Teilnehmer der Deutschen Neutronenstreutagung 2012
Forschungszentrum Jülich

Im Mittelpunkt der Deutschen Neutronenstreutagung stehen Beiträge der Neutronenforschung für die Entwicklung fortschrittlicher Materialien. Die vorgestellten Ergebnisse stammen aus so unterschiedlichen Bereichen wie der Speicherung erneuerbarer Energien, der Entwicklung schneller und energiesparender Datenspeicher und der Krebstherapie mit Hilfe von Bio-Nano-Partikeln. Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung liegt auf der Entwicklung von Neutronenstreuinstrumenten und Beiträgen zur Europäischen Spallationsquelle ESS.

Weitere Informationen:

Meldung des Kommittee Forschung mit Neutronen vom 25.9.2012

Wolfram Prandl-Preis

Institut „Streumethoden“ (JCNS-2/PGI-4)

Deutsche Neutronenstreutagung 2012

Letzte Änderung: 14.03.2022