Zusammenarbeit mit russischen und belarussischen Instituten eingefroren – Sofortige Auswirkungen auf gemeinsame Publikationen

8. März 2022 mit Updates

Friedenstaube Ukraine

Der sinnlose Krieg in der Ukraine und das damit verbundene Leid der Menschen erfüllt uns mit größter Sorge. Der Angriff der russischen Regierung auf ein demokratisches Land im Herzen Europas mit Unterstützung der Regierung von Belarus ist ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht. Er hat nicht nur verheerende Folgen für die Bevölkerung der Ukraine, sondern beschädigt auch die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit mit russischen und belarussischen Institutionen in der wissenschaftlichen Welt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die deutschen Forschungseinrichtungen angewiesen, die Zusammenarbeit mit russischen und belarussischen Instituten mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Dies ist ganz im Sinne des Forschungszentrums Jülich. Wir stehen in voller Solidarität hinter dieser Entscheidung. Unsere Gedanken sind bei allen friedliebenden Menschen in Russland und Belarus und wir sprechen den vielen russischen Wissenschaftler:innen, die sich gegen den Krieg ausgesprochen haben, unsere vollste Unterstützung aus.
Allianz der Wissenschaftsorganisationen – 25.02.2022 – Stellungnahme – Solidarität mit Partnern in der Ukraine – Konsequenzen für die Wissenschaft

Für alle Mitarbeiten des Forschungszentrums Jülich gilt

Stand 8. März 2022:

  • Gemeinsame Publikationen (Texte, Daten, Software) mit Autor:innen aus russischen und belarussischen Einrichtungen dürfen nicht mehr begonnen, fortgesetzt oder bei einem Verlag eingereicht und/oder auf einem Preprint-Server veröffentlicht werden. Publikationen, die sich bereits im Veröffentlichungsprozess befinden, müssen mit Verweis auf das Kooperationsverbot gestoppt werden. Wenn Mitarbeitende des Forschungszentrums nicht in der Rolle der corresponding authors sind, müssen sie ihre Zustimmung zur Veröffentlichung widerrufen. Die Zentralbibliothek unterstützt hierbei bei Bedarf.
  • Publikationen sind auch dann nicht mehr gestattet, wenn einzelne Autor:innen (z.B. Gastwissenschaftler:innen) selbst neben der Affiliation „Forschungszentrum Jülich“ (oder „JARA“) noch eine russische oder belarussische Affiliation haben.
  • Publikationen jeglicher Art dürfen bei Verlagen mit Sitz in Russland oder Belarus nicht mehr eingereicht werden. Publikationen, die sich bereits im Veröffentlichungsprozess befinden, müssen mit Verweis auf das Kooperationsverbot gestoppt werden. Betroffen hiervon können auch Zeitschriften sein, die ein russischer/belarussischer Verlag in Zusammenarbeit mit einem westlichen Verlag herausgibt, z.B. die Zeitschrift „Physics of Atomic Nuclei“ die gemeinsam mit Springer Nature und Pleiades Publishing (Moskau) herausgegeben wird.
    Blacklist der betroffenen Zeitschriften

Update 31. März 2022, ersetzt die entsprechende Regelung vom 8. März:

Ko-Publikationen (Texte, Daten, Software) mit Autor:innen aus russischen und belarussischen Einrichtungen dürfen nicht mehr begonnen, fortgesetzt oder bei einem Verlag eingereicht und/oder auf einem Preprint-Server veröffentlicht werden. Publikationen, die sich bereits im Veröffentlichungsprozess befinden, müssen mit Verweis auf das Kooperationsverbot gestoppt werden. Wenn Mitarbeitende des Forschungszentrums nicht in der Rolle der corresponding authors sind, müssen sie ihre Zustimmung zur Veröffentlichung widerrufen. Die Zentralbibliothek unterstützt hierbei bei Bedarf.

Im Einzelnen gilt:

  1. Neueinreichungen von Ko-Publikationen mit Partnern mit russischer oder belarussischer Affiliation erfolgen nicht.
  2. Ko-Publikationen mit Partnern mit russischer oder belarussischer Affiliation im Status „submitted“ / „in review“ werden angehalten.
  3. Ko-Publikationen mit Partnern mit russischer oder belarussischer Affiliation im Status „accepted“ werden grundsätzlich angehalten. Sie können weiter prozessiert werden, wenn dies der Vorstand im Einzelfall aufgrund einer plausiblen und stichhaltigen Begründung genehmigt.
    Grundsätzlich gilt, dass in Härtefällen Einzelfallentscheidungen durch den Vorstand möglich sind. Eine Anfrage hierzu erfolgt über die Institutsbereichsleitung und wird an die Leitung der Zentralbibliothek und den Fachbereich Nationale und internationale Beziehungen im Geschäftsbereich Unternehmensentwicklung in CC gerichtet.

Update vom 24. April 2023, ergänzt die Regelung vom 31. März

4. Ausnahmen sind in Fällen möglich, wenn alle an einer russ. Einrichtung tätigen Ko-Autor:innen auf ihre Affiliation verzichten und zugleich folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Datenerhebung und Datenauswertung erfolgten vor Februar 2022
  • es handelt sich nicht um eine bilaterale Zusammenarbeit, sondern um ein Konsortium aus mehreren internationalen Partnern
  • die Auslassung der russischen Ko-Autoren ist nicht mit guter wissenschaftlicher Praxis vereinbar
  • die russischen Ko-Autoren werden nicht mit ihrer Affiliation, sondern mit dem Vermerk „Affiliation not applicable“ versehen
  • eine Aufteilung des Beitrags ist nicht möglich

Für die Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich gilt

  • Es dürfen keine Zahlungen für Publikationen mehr geleistet werden, die gemeinsam mit Autor:innen aus russischen und belarussischen Einrichtungen entstanden sind und bei denen eine Zahlungspflicht für das Forschungszentrum Jülich bestünde. Die Zentralbibliothek unterrichtet die Verlage hiervon pro-aktiv mit Verweis auf das Kooperationsverbot..
  • Die Zentralbibliothek unterrichtet russische/belarussische Verlage bzw. deren westliche Kooperationspartner, bei denen in den letzten fünf Jahren Publikationen aus dem Forschungszentrum Jülich erschienen sind, vom Kooperationsverbot und fordert dazu auf, Publikationen aus Jülich einschließlich JARA nicht mehr zu publizieren.

Alle genannten Regelungen gelten auch dann, wenn die betreffende Publikation bereits auf einem Preprint-Server veröffentlicht ist.

Ihr Ansprechpartner der ZB

Dr. Bernhard Mittermaier
E-Mail: b.mittermaier@fz-juelich.de
Tel.: +49 02461 61-3013
Leitung der Zentralbibliothek

Update – Reaktionen der betroffenen Verlage

Springer Nature (14.03.2022)
Copernicus (14.03.2022)
Elsevier (23.03.2022)

Letzte Änderung: 24.04.2023