Atlantikluft im Jülicher Teflon-Sack

Atmosphären-Tageslicht- Simulationskammer wurde eingeweiht

[31. August 2001]

Schon lange werden sie von den Jülicher Wissenschaftlern verfolgt: die Schad- und Spurengase in der Atmosphäre. Dafür mussten die Forscher mitunter lange Wege zurücklegen; eine Forschungsreise führte bis weit auf den Atlantik hinaus. Ab sofort können die Atmosphärenforscher sich die gewünschte Luft in einer weltweit einzigartigen Simulationskammer selbst zusammenstellen. Am 28. August wurde SAPHIR eingeweiht.

In einem 20 Meter langen und fünf Meter hohen Teflonsack können nun die photochemischen Reaktionen zu Sommersmog und Treibhausgasen in der Atmosphäre störungsfrei untersucht werden. Dafür kann die Kammer wahlweise mit Stadt-, Land- oder Meeresluft gefüllt werden. Vor allem der Abbau von schädlichen Spurengasen in der Luft ist ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der Jülicher Wissenschaftler vom Institut II - Troposphäre.

Ende des Jahres 1996 wurde mit dem rund zwei Millionen Mark teuren Bauwerk begonnen. Eine doppelwandige Teflonfolie begrenzt die röhrenförmigen Kammer, die rund 370.000 Liter Luft fasst. Der Zwischenraum der Doppelwand wird ständig mit Reinstgasen gespült, damit sich die eingestellte Kammer-Atmosphäre nicht unbeabsichtigt mit der Außenluft vermischt.

Die Wissenschaftler wählten als Material Teflon, da es durchlässig für die UV-Strahlung des Sonnenlichts ist. Diese liefert die nötige Energie für alle in der Kammer ablaufenden chemischen Reaktionen. Ein Jalousiesystem kann die Kammer jederzeit abdunkeln.

Die Atmosphärenforscher interessieren sich besonders für eine hochreaktive Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff, das so genannte Hydroxyl-Radikal. Dieses Spurengas kommt nur in geringsten Mengen in der Atmosphäre vor, ist aber für deren Selbstreinigungskraft von großem Nutzen. Die Teilchen sind nämlich so etwas wie ein atmosphärisches Waschmittel: sie können luftverschmutzende Spurengase - beispielsweise Stickoxide, Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe - abbauen.

Mit der neuen Atmosphären-Tageslicht-Simulationskammer können auch chemische Auswirkungen untersucht werden, die von zukünftigen Spuren- und Schadgasen ausgehen können.

 


 
Letzte Änderung: 19.05.2022