Human Brain Project feiert erfolgreichen Abschluss

12. September 2023

Das von der EU geförderte Human Brain Project (HBP) geht im September zu Ende und feiert heute seinen erfolgreichen Abschluss mit einem wissenschaftlichen Symposium im Forschungszentrum Jülich. Das HBP war eines der ersten Flaggschiff-Projekte und mit 155 kooperierenden Institutionen aus 19 Ländern und einem Gesamtbudget von 607 Mio. Euro eines der größten Forschungsprojekte in Europa. Das Forschungszentrum Jülich hat mit seinem weltweit führenden Hirnforschungsinstitut und dem Jülich Supercomputing Centre eine wichtige Rolle in dem zehnjährigen Projekt gespielt.

Gäste bei der Abschlussveranstaltung des Human Brain Project im Hörsaal der Zentralbibliothelk des Forschungszentrums Jülich (Copyright: Forschungszentrum Jülich)

„Die Komplexität des menschlichen Gehirns zu erfassen und daraus seine Funktionalität zu erklären, sind die großen Aufgaben der Hirnforschung unserer Zeit“, so Astrid Lambrecht, Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich. „Dabei haben sich die Instrumente der Hirnforschung in den letzten zehn Jahren erheblich weiterentwickelt. Diese Entwicklung hat das Human Brain Project maßgeblich vorangetrieben – und somit nicht nur neue Erkenntnisse für die Hirnforschung gewonnen, sondern auch wichtige Impulse für die Informationstechnologie gesetzt.“

Forschende im HBP haben hochentwickelte Methoden aus dem High-Performance Computing und der künstlichen Intelligenz in einem hochintegrativen Ansatz eingesetzt, um die komplexe Organisation des Gehirns besser zu verstehen. Das Projekt hat zu einem tieferen Verständnis der komplexen Struktur und Funktion des Gehirns beigetragen und neue Anwendungen in der Medizin und technologische Fortschritte ermöglicht.

Katrin Amunts, Direktorin des HBP und des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin am Forschungszentrum Jülich (Copyright: Forschungszentrum Jülich)

Zu den wichtigsten wissenschaftlichen Erfolgen des Projekts gehören ein dreidimensionaler digitaler Atlas des menschlichen Gehirns mit noch nie dagewesener Detailgenauigkeit, die prädiktive Computermodellierung von Patientengehirnen bei Epilepsie und Parkinson für die personalisierte Medizin, neue Durchbrüche auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, die unter anderem von einem Spin-off-Unternehmen in Deutschland kommerzialisiert werden, und eine digitale Forschungsinfrastruktur - EBRAINS -, die auch nach dem Ende des HBP eine unschätzbare Ressource für die gesamte neurowissenschaftliche Gemeinschaft sein wird.

Forschende des HBP haben zahlreiche wissenschaftliche Resultate erzielt, die in über 3000 Veröffentlichungen publiziert sind, medizinische und technische Anwendungen vorangetrieben und über 160 frei zugängliche digitale Werkzeuge für die neurowissenschaftliche Forschung entwickelt.

Human Brain Project feiert erfolgreichen Abschluss
Copyright: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

„Das Human Brain Project hat Pionierarbeit in der digitalen Hirnforschung geleistet und mit einem einzigartigen interdisziplinären Ansatz Neurowissenschaften und Technologie in großem Maßstab miteinander verbunden“, sagt Katrin Amunts, Direktorin des HBP und des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin am Forschungszentrum Jülich. „Die EBRAINS-Infrastruktur wird diese neue Art der Hirnforschung weiter vorantreiben und weitere Fortschritte in der Hirnmedizin fördern.“

Prof. Astrid Lambrecht, Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich, und Prof. Katrin Amunts, Direktorin des HBP und des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin (INM-1) am Forschungszentrum Jülich vor Exponaten der Ausstellung (Copyright: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau)

„Die Wirkung Ihrer Arbeit, insbesondere im Bereich der digitalen Wissenschaften, geht weit über das Human Brain Project, auch weit über die neurowissenschaftliche Community hinaus“, sagte Gustav Kalbe, amtierender Direktor für digitale Exzellenz und Forschungsinfrastrukturen bei der Europäischen Kommission (DG CNECT). „Die Infrastruktur, die das Human Brain Project aufgebaut hat, ist ein wichtiger Baustein, um die Zusammenarbeit in der Wissenschaftscommunity zu erleichtern.“

„Wir brauchen Kontinuität im Engagement Deutschlands für die Hirnforschung, damit die Chancen, die das Human Brain Project gebracht hat, in der zukünftigen Entwicklung voll ausgeschöpft werden können“, sagte Dietmar Nietan MdB in seinem Grußwort. „Wir müssen jetzt in der Bundesregierung und im Bundestag die richtigen Entscheidungen treffen, um gute Rahmenbedingungen für den Betrieb einer digitalen Forschungsinfrastruktur für die Neurowissenschaften, aber auch für Medizin und Technologieentwicklung in Deutschland zu schaffen.“

Eine deutschsprachige Broschüre mit weiteren Informationen über wissenschaftliche Ergebnisse und Forschungstechnologien des Human Brain Project sowie Pressefotos finden Sie hier.

HBP Group Photo
Feierten den erfolgreichen Abschluss des HBP (v.l.): Peter Jansens, Mitglied des Vorstands, Forschungszentrum Jülich, Andre Syrota, Chair of the HBP Stakeholder Board, Yannis loannidis, Athena Research Centre, Gustav Kalbe, Europäische Kommission (CNECT), Katrin Amunts, Forschungszentrum Jülich, Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Dietmar Nietan, Mitglied des deutschen Bundestages (SPD), Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs, Thomas Lippert, Forschungszentrum Jülich, Jülich Supercomputing Centre.
Forschungszentrum Jülich

Beispiele von Ergebnissen des Human Brain Projects

Als „Google Maps des Gehirns“ stellt das Human Brain Project den bislang umfangreichsten digitalen Gehirnatlas allen Forschern weltweit zur Verfügung. Der Atlas von Jülicher Forschern und Kooperationspartnern kombiniert hochaufgelöste Daten der Neuronen, Faserverbindungen, Rezeptoren und funktionellen Spezialisierungen im Gehirn, und ist als ständig wachsendes System konzipiert.

13 Krankenhäuser in Frankreich testen derzeit den neuen „Virtual Epileptic Patient“ – eine Plattform, die an der Universität Marseille im Human Brain Project entwickelt wurde. Dabei werden personalisierte Simulations-Modelle der Gehirndynamik erstellt, um Operierenden Vorhersagen für den Erfolg verschiedener chirurgischer Behandlungsstrategien zu liefern. Der Ansatz wurde dieses Jahr in den Fachjournalen Science Translational Medicine und The Lancet Neurology vorgestellt.

SpiNNaker2 ist ein „neuromorpher“ Computer, der von der Universität Manchester und der TU Dresden innerhalb des Human Brain Projects entwickelt wurde. Die Firma SpiNNcloud Systems in Dresden kommerzialisiert den Ansatz für KI-Anwendungen. (Bild: Sprind.org)

EBRAINS bietet als offen zugängliche digitale Infrastruktur Wissenschaftlern einfachen Zugang zu den besten Techniken für komplexe Forschungsfragen.

Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Katrin Amunts

Director and Working Group Leader "Architecture and Brain Function"

  • Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM)
  • Strukturelle und funktionelle Organisation des Gehirns (INM-1)
Gebäude 15.9 /
Raum 3022
+49 2461/61-4300
E-Mail
  • Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM)
  • Strukturelle und funktionelle Organisation des Gehirns (INM-1)
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Raum 3033
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Letzte Änderung: 19.09.2023