Ministerpräsidentin Kraft informierte sich über Jülicher Alzheimerforschung

Jülich, 13. November 2014 – Die Alzheimersche Demenz lässt sich mit heutigen Methoden erst dann diagnostizieren, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Auf der weltweit größten Fachmesse für Medizin, der MEDICA 2014 in Düsseldorf, präsentieren Wissenschaftler das Verfahren sFIDA, bei dem die als Krankheitsauslöser geltenden Protein-Aggregate mit fluoreszierenden Antikörpern sichtbar gemacht werden. Das könnte Diagnosen lange vor dem Ausbruch der Symptome ermöglichen. Eine Delegation der NRW-Landesregierung mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an der Spitze hat gestern den sFIDA-Stand auf der MEDICA besucht und sich über das Projekt informiert. "Die Forschungsergebnisse wecken große Hoffnung", sagte Kraft. "Ein früher und zuverlässiger Nachweis von Morbus Alzheimer ist deshalb von so großer Bedeutung, weil nur eine frühe Diagnose den Ärzten eine erfolgreiche Therapie ermöglicht."

Gedächtnislücken, Konzentrationsschwierigkeiten, Orientierungsprobleme – nur ein Leistungstief, oder der Beginn einer Alzheimerschen Demenz? Mit heutigen Mitteln fällt es schwer, die Krankheit sicher zu erkennen. So beruhen klinische Diagnosen in der Regel auf der Einschätzung von Symptomen mit Gedächtnistests und ähnlichen Verfahren. Deren Genauigkeit ist jedoch begrenzt, und Fehldiagnosen sind keine Seltenheit. Auch eine Früherkennung ist nicht möglich.

Seit Langem wird deshalb nach einem verlässlichen biologischen Indikator oder "Biomarker" gesucht, mit dem die Krankheit frühzeitig erkannt und ihr Verlauf präzise bestimmt werden könnte. Wie man heute weiß, sammeln sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten schon zehn bis zwanzig Jahre vor den ersten Beschwerden Aggregate und Ablagerungen des Proteins Amyloid-beta (Aβ). Viel deutet inzwischen darauf hin, dass dabei besonders Aβ-Oligomere für das Absterben der Nervenzellen verantwortlich sind. Diese kleineren löslichen Aggregate könnten deshalb ein früher diagnostischer Biomarker sein.

Forscher am Jülicher Institute of Complex Systems, Bereich Strukturbiochemie, und am Institut für Physikalische Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben deshalb das Verfahren "sFIDA" (für engl. surface-based fluorescence intensity distribution analysis) entwickelt, mit dem sich selbst winzigste Mengen der Oligomere in Körperflüssigkeiten nachweisen lassen. Dabei binden spezielle mit roten und grünen Fluoreszenz-Farbstoffen versehene Antikörper an die Aggregate und machen sie dadurch im Mikroskop sichtbar. Proben der Rückenmarksflüssigkeit von Alzheimerpatienten und gesunden Probanden lassen sich auf diese Weise klar voneinander unterscheiden. Für den möglichen Einsatz in der Klinik wird das Verfahren nun optimiert und validiert. Auch an einer Anwendung auf die Parkinson-Krankheit wird derzeit gearbeitet.

"Wenn sich das Verfahren weiter bewährt, könnte es auch die Suche nach neuen Alzheimer-Wirkstoffen unterstützen", erklärte Prof. Dieter Willbold, Leiter des Jülicher Institute of Complex Systems, Bereich Strukturbiochemie. "Die verbesserte Diagnostik würde es erlauben, Patienten schon in sehr frühen Krankheitsstadien in klinische Therapie-Studien aufzunehmen, wenn die Behandlungschancen noch besser sind. Durch die Verfolgung des sFIDA-Messwertes könnte dann die Wirksamkeit eines potenziellen Medikamentes sehr viel früher und eindeutiger als bisher eingeschätzt werden", so der Forscher, der auch das Institut für Physikalische Biologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf leitet.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wurde auf ihrem Rundgang von Wirtschaftsminister Garrelt Duin, Wissenschaftsministerin Svenja Schulze und Gesundheitsministerin Barbara Steffens begleitet. Svenja Schulze hob die Bedeutung dieser Forschung hervor: "Die Behandlung von Demenzerkrankungen ist in einer alternden Gesellschaft wie unserer eine große Herausforderung. Eine frühere Diagnose der Krankheit ist dazu ein wichtiger Schritt. Umso mehr freue ich mich, dass Wissenschaftler aus Jülich und Düsseldorf diese Herausforderung gemeinsam angehen."

Stand des Forschungszentrums auf der MEDICA mit Ministern und Prof. Willbold
Von links nach rechts zu sehen: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Prof. Dieter Willbold sowie die Ministerinnen und Minister Barbara Steffens (Gesundheit), Garrelt Duin (Wirtschaft) und Svenja Schulze (Wissenschaft).
Forschungszentrum Jülich

Weitere Informationen:

Stand des Forschungszentrums auf der MEDICA: Stand 3C80/3C90 (Halle 3)
Mehr Informationen zur Forschung

Pressemitteilung zu sFIDA vom 11. September 2013

Pressekontakt:

Peter Zekert, Wissenschaftlicher Kommunikationsreferent
Institute of Complex Systems, Bereich Strukturbiochemie (ICS-6)
Tel.: +49 (0) 2461 61-9711
Email: p.zekert@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022