Internationaler Spitzenphysiker lehrt und forscht in Aachen und Jülich

IFF-Nachricht vom 13. Oktober 2010

Der internationale Experte im Bereich der Quantenphysik wird im Laufe des nächsten Jahres seinen Dienst als erster JARA-Professor antreten. Er wird dem neugegründeten Institute for Theoretical Nanoelectronics als Direktor vorstehen. Gleichzeitig wird er als Professor am Institute for Theoretical Quantum Information der RWTH Aachen tätig sein.

David DiVincenzo_jpg
Prof. Dr. David DiVincenzo

Dr. David DiVincenzo wurde mit dem höchstdotierten internationalen Preis für Forschung in Deutschland ausgezeichnet: der Alexander von Humboldt-Professur. Als JARA-Professor wird Dr. DiVincenzo bei seiner Arbeit durch exzellente Forschungsbedingungen unterstützt. Das Fördergeld der Alexander von Humboldt-Stiftung wird in die Einrichtung von zwei Instituten investiert. Weitere Ressourcen für die Ausstattung stellen die RWTH Aachen und Forschungszentrum Jülich zur Verfügung. Sowohl als Universitätsprofessor in Aachen als auch als Direktor des Forschungszentrums wird Dr. DiVincenzo über volle Rechte und Zugriffe auf Ressourcen an beiden Institutionen verfügen.

"Die Verleihung der Alexander von Humboldt-Professur an Dr. DiVincenzo freut uns außerordentlich“, sagt Prof. Dr.-Ing. Ernst Schmachtenberg, Rektor der RWTH Aachen. „Wir sind stolz, dass wir diesen internationalen Spitzenwissenschaftler mit vereinten Kräften von RWTH Aachen und Forschungszentrum Jülich für die erste JARA-Professur der Jülich Aachen Research Alliance gewinnen konnten", schließt sich Prof. Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich an.

Erster JARA-Professor: Dr. David DiVincenzo

Die JARA-Professur wurde eingerichtet, um besonders hochrangige internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Region Jülich-Aachen zu gewinnen. Die JARA-Professur bietet institutionelle Anbindung mit vollen Rechten, Pflichten und Ressourcen an beiden Standorten. Damit ist sie wesentlich besser ausgestattet als eine normale Professur oder eine Direktorenstellung.  Dr. David DiVincenzo konnte als erster JARA-Professor ins Forschungszentrum Jülich geholt werden. Seine Forschungen zum Thema Quantenphysik werden in JARA-FIT integriert. Sein Forschungsschwerpunkt liegt vor allem im Bereich der Quantencomputer. Die Ausnutzung quantenphysikalischer Freiheitsgrade in sogenannten Quantencomputern ist langfristig eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Computern. Probleme hoher Komplexität, an deren Lösung mit Hilfe gewöhnlicher Computer auch in der Zukunft nicht zu denken ist, ließen sich elegant mit dieser neuen Variante einer Rechenmaschine lösen.

Ein Quantensprung: Vom IBM T. J. Watson Research Center nach Jülich

Dr. David DiVincenzo gilt als einer der internationalen Größen im Forschungsbereich der Quantenmechanik.
Er studierte an der University of Pennsylvania, an der er 1979 seinen B.S.E. machte, im Anschluss das Masterstudium erfolgreich absolvierte und 1983 promovierte. Seit 1985 arbeitet er im Physical Sciences Department des IBM T. J. Watson Research Center in Yorktown Heights, NY.

David DiVincenzo hat sich als einer der ersten Physiker mit der Quanteninformation beschäftigten und gilt als Koryphäe der Quanteninformationsverarbeitung. Er ist ein Pionier im  Bereich der Quantencomputer. „Mit Herrn DiVincenzo gewinnt JARA-FIT den Erfinder einer besonders vielversprechenden Realisierungsmöglichkeit der Rechenmaschine: des spinbasierten Quantencomputers“, zeigt sich Prof. Dr. Markus Morgenstern, Direktor von JARA-FIT, begeistert. Dieser Computer könnte dank des Quantenparallelismus bestimmte Aufgaben, für die ein klassischer Computer sehr lange braucht, in wesentlich kürzerer Zeit berechnen. Dr. David DiVincenzo lieferte bereits wichtige Erkenntnisse in diesem Bereich. Für die physikalische Implementierung von Quantencomputer stellte er Kriterien auf, die allgemein als "DiVincenzo criteria" bekannt sind.
Seine Arbeiten haben darüber hinaus auch Bedeutung in den Materialwissenschaften und der Festkörperphysik.

Der neuberufene Alexander von Humboldt-Professor freut sich auf die Herausforderungen in Deutschland: “I am certainly thrilled and honored to have been selected in this prestigious competition!“ Er und seine Familie werden im Laufe des kommenden Jahres nach Deutschland übersiedeln. Seine Frau Dr. Barbara Terhal, ebenfalls eine erfolgreiche international anerkannte Physikerin, wird an der RWTH Aachen als Professorin tätig sein.

Dr. David DiVincenzo: Einer der am häufigsten zitierten theoretischen Physiker

Dr. DiVincenzo hat rund 151 Publikationen veröffentlicht und gilt als einer der am häufigsten zitierten theoretischen Physiker. Seine Publikation "Quantum computation with quantum dots" (1998), die er gemeinsam mit Prof. Dr. Daniel Loss veröffentlichte, wurde 2.540-mal zitiert. „Er ist 50 Jahre alt und hat etwa 15.000 Zitate. Extrapoliert man die Zitationsrate von etwa 1.500 Zitaten pro Jahr auf sein 60-stes Lebensjahr, wird er etwa 30.000 Zitate aufweisen, etwas soviel wie Prof. Binder in Mainz, der meines Wissens der höchst zitierte theoretische Physiker in Deutschland ist“, so Univ.-Prof. Dr. Herbert Schoeller von der RWTH Aachen.

Dr. DiVincenzo veröffentlichte darüber hinaus insgesamt 12 Publikationen in Nature und Science und ist Chefredakteur von “The Virtual Journal of Quantum Information”.

Die Gewinnung von Dr. David DiVincenzo stellt für das Forschungszentrum Jülich und die RWTH Aachen den Einstieg in eine massive Verstärkung des Forschungsbereichs der Quanteninformation dar. Zwei weitere Arbeitsgruppen zum Thema geführt von international anerkannten Experimentatoren sollen im nächsten Jahr folgen. Mit diesem Erfolg zeigt JARA eindrucksvoll die Attraktivität und Strategiefähigkeit der Kooperation  jenseits der Möglichkeiten der Einzelinstitutionen.

„Auch wenn die Realisierung des ersten brauchbaren Quantencomputers noch weit entfernt ist, kann JARA mit Herrn DiVicenzo und Kollegen dieses Ziel schon jetzt fest ins Visier nehmen“, ist sich Prof. Dr. Markus Morgenstern sicher.

Website des Instituts für theoretische Quanteninformation der RWTH Aachen: Link

Letzte Änderung: 15.03.2022